Reinigen mit Strahlmitteln
Aufgabe des Reinigungsstrahlens ist die Entfernung von Partikeln, Schichten oder Anhaftungen, welche nicht zum Grundwerkstoff des Bauteils gehören und bei der späteren Weiterbearbeitung störend wirken können. Das sind zum Beispiel alte Anstriche, Rost, Zunder, Dichtungsreste, Ölkohle, Bitumen oder Spachtelmassen, aber auch Metall- oder Oxidschichten. Man spricht auch vom Entschichten, Entrosten, Entzundern oder Entlacken. Bei Gussteilen nennt man es Putzen, wenn Reste von Formsand oder Schlichte durch das Reinigungsstrahlen entfernt werden sollen.
Je nach Anwendungsfall ist dabei der Einsatz unterschiedlicher Strahlmittel sinnvoll. An dickwandigen Bauteilen kann grobes Strahlmittel eingesetzt werden. Sind die Bauteile empfindlicher, passen wir das Strahlmittel Ihren Anforderungen und den Bauteilen an. So ist es mit dem richtigen Strahlmittel beispielsweise möglich, verzinkte Karosseriebleche vom Lack zu befreien, ohne die Zinkschicht oder das Blech zu beschädigen.
Entscheidend für die Qualität der Arbeit ist die Wahl der richtigen Strahlparameter und des richtigen Strahlmittels. Zum Reinigungsstrahlen eignen sich kantige Strahlmittel aufgrund ihrer abrasiven Wirkung sehr gut, jedoch sind für bestimmte Anwendungen auch kugelige Strahlmittel einsetzbar.
■ Achtung: Edelstahlteile dürfen nur mit ferritfreien Strahlmitteln bearbeitet werden.
Wirkungsweise
Das Strahlmittelkorn trifft beim Druckstrahlen mit einer Geschwindigkeit von 160 bis 240 m/s auf die Oberfläche des Strahlgutes, also des Bauteils, auf. Abhängig von der Härte des Strahlmittels können hier unterschiedlich harte Schichten durchdrungen werden oder nicht. Entscheidend sind die Verhältnisse von Strahlmittelhärte und der Härte der Schicht zueinander. Weichere Schichten werden von härterem Strahlmittel durchdrungen, ein weiches Strahlmittel durchdringt eine härtere Schicht jedoch nicht. Im Falle von Korund als Strahlmittel mit seiner hohen Härte von 9 Mohs, das entspricht einer Vickershärte von 2060, dringt das feine Strahlmittelkorn in die Oberfläche ein und durchschlägt dabei auch die anhaftenden Fremdstoffe. Alle Fremdstoffe werden dabei entfernt. Wurde Korund als Strahlmittel gewählt, so werden unter Umständen auch Nutzschichten mit entfernt. Über die Wahl des Strahlmittels kann man hier auf das Strahlergebnis Einfluss nehmen.
Ziel
Reinigungsstrahlen erfolgt meist als Vorbereitung für eine anschließende Beschichtung. Gewünscht ist eine homogene, partikelfreie Oberfläche mit einer bestimmten Rauheit, die einer neuen Beschichtung eine gute Haftgrundlage bietet. Oft wird vom Kunden ein Rauheitswert vorgegeben. Die erreichte Rauheit können wir als Ra, Rz, Rt oder Rmax messen und dokumentieren.
Wie wird dieses Ziel erreicht?
Für das Reinigungsstrahlen verfügen wir über einen Freistrahlraum mit den Abmessungen 6 x 5 x 2,75 m. Wir verwenden an Ihren Produkten zum Reinigungsstrahlen nur Strahlmittel feinster Körnungen. So strahlen wir beispielsweise mit Korund der Körnung 0,2 bis 0,5 mm. Mit einer so feinen Körnung werden auch M4-Gewinde oder antike Bauteile schonend gereinigt. Auf diese Weise entstehen feinste Rauheiten an Ihren Bauteilen.
Schwierigkeiten beim Reinigungsstrahlen
Schwierig wird es beim Reinigen mit Strahlmitteln, wenn strahlbeständige, zähelastische Stoffe wie Polyurethan, Silikon oder Gummierungen entfernt werden sollen. Strahlräume sind mit Gummi- oder PU-Matten ausgekleidet, weil dieses Material besonders strahlbeständig ist. Sind solche Stoffe von Bauteilen mit Strahlmitteln zu befreien, ist eine mechanische Vorreinigung, beispielsweise mit einem Messer, ratsam.
Auch Läufer in Lackschichten können auf ähnliche Weise Einfluss auf das Strahlergebnis haben. Während um den Läufer herum die Lackschicht bereits abgetragen ist und man hier schon auf den Bauteilwerkstoff strahlt, widersteht die dicke, elastische Schicht innerhalb des Läufers dem Strahlmittel noch eine ganze Weile länger. Genauso kann das Entfernen von Hartstoffschichten wie Hart- oder Glanzchrom starken Einfluss auf die Oberflächenqualität des Bauteils nehmen. Näheres dazu erfahren Sie in unserem Blogbeitrag Sandstrahlen von verchromten Teilen.
Wenn sich solche Schichten oder Farben in Kanten oder Sacklöchern ansammeln, wie es häufig z.B. bei Aluminiumfelgen im Lochkranz, also in den Bohrungen um die Radmuttern herum der Fall ist, so erhöht dies die Bearbeitungszeit erheblich.
Lochkranz einer ENKEI-Aluminiumfelge 21x9,5 eines Infiniti FX nach dem Entfernen mehrerer Schichten Pulverlack. Gestrahlt wurde im Duo-Verfahren, zuerst mit Korund 0,25 bis 0,50mm, danach mit Glasperlen 100-200µm. Noch sind Lackreste in den Bohrungen zurück geblieben.
Lösungen
Für jedes Problem gibt es auch eine Lösung. Welche in einem konkreten Fall zum Einsatz kommt, entscheiden wir anhand unserer jahrelangen Erfahrung.
■ Wir strahlen gemäß der Klassifizierung nach DIN EN ISO 12944.
Wir liefern die Reinheitsgrade SA 2 ½ und SA 3.
SA 2 ½: „Near White Blast Cleaning“
Die Oberfläche ist nach dem Reinigungsstrahlen frei von Rost, Oxiden, Zunder, Fett, Öl, Beschichtungen und sonstigen Fremdstoffen. Es dürfen nur leichte Spuren, Verfärbungen oder fest haftende Rückstände durch o.g. Stoffe verbleiben. Mindestens 95 % eines jeden Quadratzolls sind frei von solchen Rückständen.
SA 3 „White Metal Blast Cleaning“
Die Oberfläche ist von einheitlich grau-weiß metallischer Erscheinung, und für eine gute Haftung von nachfolgenden Beschichtungen leicht angeraut. Bei Ansicht ohne Vergrößerung ist die Oberfläche frei von Rost, Oxiden, Zunder, Fett, Öl, Beschichtungen und sonstigen Fremdstoffen.