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Strahlmittel für die Denkmalpflege

Bei der Restaurierung von denkmalgeschützten Teilen fordern Denkmalpfleger möglichst substanzerhaltende Verfahren. Gern wird als Beispiel angeführt, dass nach dem Strahlvorgang noch die Anrisslinien in der Walzhaut bzw. dem Zunder erkennbar sein sollen. Obwohl dies technisch möglich ist, liegen Verfahren zur Herstellung einer solchen Oberfläche preislich am oberen Ende der Skala. Wir sprechen hier vom doppelten oder dreifachen Preis und nicht von ein paar Euro mehr. Daher gestattet sich die Frage, ob nicht mit einem preiswerteren Verfahren ein ähnlich brauchbares Ergebnis erreicht wird. An dieser Stelle bitte nichts falsch verstehen: Wenn Sie absolut keine Rautiefenänderung in der Oberfläche wünschen und die Mehrkosten tragen wollen, können wir das liefern. Dieser Artikel soll lediglich helfen die Sinnhaftigkeit einmal zu überdenken.

Einfluss des Strahlmittels auf Verzug und Rauigkeit

Für die Denkmalpflege geeignete Strahlmittel verändern die Oberflächenstruktur des Bauteils nicht oder nur in sehr geringem Maße. Je weicher das Strahlmittel und je feiner seine Körnung, desto geringer ist die abtragende Wirkung gegenüber Beschichtungen und Lacken. Ein sehr feines oder weiches Strahlmittel entlackt zwar sehr schonend und mit geringster oder ohne Rautiefenänderung, geht aber in der Regel mit einer längeren Strahlzeit und damit einem höheren Preis einher. Ein härteres, kantiges Strahlmittel wie Korund entfernt Anstriche schneller, verändert aber die Rautiefe des Bauteils.

Strahlversuch Karosserieblech

Einfluss des Strahlmittels auf den Preis

Ein weiterer Kostenfaktor ist die Wiederverwendbarkeit des Strahlmittels. Während Korund als Mehrwegstrahlmittel beispielsweise zwischen 10 und 15 Mal wiederverwendet werden kann, bis es vollständig verbraucht ist, gilt beispielsweise Natriumbicarbonat als Einwegstrahlmittel. Ausgehend von einem Tonnenpreis von ca. 1100,- € für Korund und 900,- € für Natriumbicarbonat (Stand 2015) teilt sich der Strahlmittelanteil beim Korund durch die Anzahl seiner Umläufe bis zum vollständigen Verbrauch, also durch 10 bis 15. Beim Natriumbicarbonat teilt er sich durch 1. Hier wird schnell deutlich, wie sich die Strahlmittelkosten auf den Preis auswirken.

Kunststoffstrahlmittel gehören auch zu den Mehrwegstrahlmitteln und haben einen Tonnenpreis von 3000,- bis 4000,- € (Stand 2015). Die Strahlmittelkosten teilen sich wieder entsprechend durch die Häufigkeit der Umläufe. Bei jedem Umlauf verschlechtern sich aber die Eigenschaften, unter anderem durch die Beimischung fremder Partikel aus dem Strahlgut (Farbe, Rost etc.).

Strahlmittelwechsel: Kosten und Möglichkeiten

Ein Strahlmittelwechsel von einem Mehrwegstrahlmittel zum anderen Mehrwegstrahlmittel ist in Strahlanlagen und Strahlräumen wegen ihres komplexen Aufbaus sehr zeitintensiv und damit oft nicht wirtschaftlich. Außerdem wird man immer Spuren des zuvor verwendeten Strahlmittels im aktuell verwendeten wiederfinden.

Hier spielt dann auch noch die Wechselrichtung eine Rolle. Beim Wechsel von einem weichen auf ein hartes Strahlmittel stören die Reste des weichen Strahlmittels nicht. Genauso beim Wechsel von einer feinen auf eine grobe Körnung. Wechselt man aber in die andere Richtung, also von grob nach fein oder von hart nach weich, so beeinflussen die Reste des vorherigen Strahlmittels die Wirkung des nachfolgenden und machen es im Zweifelsfall unbrauchbar.

Kunststoff-Strahlmittel der Körnung 16 – 20 mesh (0,8-1,2mm) vergrößert

Kunststoffstrahlmittel-Typ-II-16-bis-20-mesh

Achtung: Für die Rautiefe an der Bauteiloberfläche sind nicht nur die Strahlparameter wie Strahldruck und die Wahl des Strahlmittels verantwortlich, sondern auch die Härte des Bauteils. Insbesondere nach der Wärmebehandlung oder dem Schweißen gibt es im Bauteil unterschiedlich harte Bereiche, auf denen sich auch eine unterschiedliche Rautiefe einstellt.

Was passiert mit rostigen Stellen?

Weiche Strahlmittel wie Kunststoffgranulate oder Natriumbicarbonat entfernen zwar die meisten Lackschichten, nicht jedoch den Rost, da der Rost härter ist als das Strahlmittel. Soll der Rost mit Strahlmitteln entfernt werden, so müssen Roststellen mit einem härteren Strahlmittel nachgearbeitet werden. Ist der Rost relativ gleichmäßig über die gesamte Bauteilfläche verteilt, so strahlt man fast das gesamte Bauteil mit dem härteren Strahlmittel auf die sich ergebende Rauhtiefe. Spätestens jetzt sind die Anrisslinien weg.

Substanzerhaltung: Schadet Rauheit dem Bauteil?

Auch wenn kein Rost am Bauteil vorhanden ist, ist die Verwendung von weichen, nicht abrasiven Strahlmitteln im Hinblick auf die Kosten fragwürdig, da meist nach dem Entlacken und Überarbeiten wieder mindestens eine Lackschicht aufgebracht werden soll. Für eine vernünftige Haftung des Lackes wird aber seitens der Lackhersteller eine gewisse Oberflächenrauheit empfohlen. Wichtig ist also, dass man alte Lackschichten möglichst effektiv, aber gleichzeitig bauteilschonend entfernt. Die Verwendung härterer (abrasiverer) Strahlmittel kann also durchaus sinnvoll sein, solange Körnung und Strahldruck entsprechend verantwortungsvoll gewählt werden. Eine gewisse Rautiefe ist dabei durchaus erwünscht.

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