Sandstrahlen als Oberbegriff
Der Begriff Sandstrahlen stammt aus einer Zeit, in der tatsächlich Quarzsand als Strahlmittel ohne Umweltschutzauflagen verwendet wurde. Mit der Entdeckung des Zusammenhangs zwischen der Verwendung von Quarzsand als Strahlmittel und der Lungenkrankheit Silikose wurde der Quarzsand durch andere kantige Strahlmittel ersetzt. Der Begriff Sandstrahlen hatte sich jedoch etabliert. Quarzsand kommt heute wegen der Silikosegefahr nur noch in Ausnahmefällen und unter extremen Umwelt- und Gesundheitsschutzauflagen zum Einsatz. Die Verwendung von Granatsand ist dagegen unbedenklich.
■ Spricht man heute vom Sandstrahlen, ist in der Regel die Bearbeitung der Oberfläche mit kantigen Strahlmitteln gemeint.
Sandstrahlen: zwei Verfahren
Druckluftstrahlen
Beim Sandstrahlen wirkt beschleunigtes Strahlmittel an der Oberfläche des Bauteils. Die Beschleunigung kann mittels Druckluft oder über Schleuderräder geschehen. Beim Strahlen mit Druckluft wird komprimierte Luft mit einem Druck zwischen einem und zwölf bar durch eine Düse geblasen. Dieser Luft wird ein Strahlmittel zugeführt. Das kann im Saugverfahren über eine Injektordüse oder im Druckstrahlverfahren über einen Druckstrahlkessel geschehen. Beim Saug- oder Injektorverfahren wird das Strahlmittel direkt vor dem Eintritt in die Düse seitlich angesaugt. Beim Druckstrahlverfahren wird das Strahlmittel mit der Druckluft zur Düse geführt. Dadurch kommt es vorbeschleunigt an der Düse an und erreicht innerhalb der Düse eine höhere Geschwindigkeit als beim Injektorverfahren. Durch die höhere Geschwindigkeit hat das Strahlmittel deutlich mehr Energie und wirkt effektiver als beim Injektorstrahlen. Das Druckstrahlen ist aber auch technisch aufwändiger. Bei den mit Luft beschleunigten Verfahren können alle, sowohl metallische als auch mineralische Strahlmittel eingesetzt werden.
Schleuderradstrahlen
Eine andere Art der Beschleunigung ist die Verwendung eines Schleuderrades. Das Strahlmittel wird dabei durch die hohle Achse eines sich drehenden Schaufelrades auf die Wurfschaufeln gebracht und dort über die Zentrifugalkraft beschleunigt. Die erreichbare Strahlmittelgeschwindigkeit ist drehzahlabhängig und deutlich niedriger als beim Druckluftstrahlen. Dafür sind der Strahlmitteldurchsatz und die Flächenleistung aber um ein Vielfaches höher. Außerdem eignen sich Schleuderräder nicht für die Verwendung mineralischer Strahlmittel.
Sandstrahlen: Professionell nur mit Sicherheit
Nicht zuletzt an der Sicherheitsausstattung erkennt man einen professionell arbeitenden Sandstrahlbetrieb: Der Mitarbeiter trägt beim Sandstrahlen einen speziellen, auf der Vorderseite mit Leder besetzten Strahlerschutzanzug. Ein Strahlerschutzhelm mit Atemluftversorgung über einen Aktivkohlefilter, Lederhandschuhe, Sicherheitsschuhe und ein Totmannschalter gehören bei uns zur Standardausstattung.
■ Ein Totmannschalter schaltet beim Loslassen ab und verriegelt sich. Zum Wiedereinschalten ist eine zusätzliche Schalthandlung erforderlich.
Kantige Strahlmittel
Entrosten, entzundern, entlacken, aufrauen: Der Einsatzzweck beim Sandstrahlen ist vielfältig. Dabei bringen wir verschiedene Strahlmittel mit unterschiedlichen Eigenschaften zum Einsatz. Die Eigenschaften der Strahlmittel müssen zum Bauteil passen, aber auch zur Schicht, welche entfernt werden muss. So lassen dickwandige Bauteile die Verwendung von grobem Strahlmittel zu. Wird das Bauteil, also das Strahlgut, dünnwandiger, muss die kinetische Energie des Strahlmittels reduziert werden. Dies kann entweder über die Wahl eines anderen Strahlmittels mit feinerer Körnung, einer geringeren Härte, einer geringeren Dichte oder über geänderte Parameter wie einen reduzierten Strahldruck geschehen. Zum Entrosten muss das Strahlmittel härter als der Rost sein, das Gleiche gilt beim Entlacken oder Entzundern. Hierbei muss das Strahlmittel härter als der Lack oder die Zunderschicht sein.
Für die Bearbeitung von Edelstahlteilen muss zwingend ein eisenfreies Strahlmittel verwendet werden, um spätere Rostbildung zu vermeiden. Dazu kann Edelkorund, Glasbruch, kantiges Edelstahlstrahlmittel oder eisenfreies Schmelzkammergranulat verwendet werden. Eisenhaltige Bauteile dürfen auch mit eisenhaltigen Strahlmitteln bearbeitet werden. Vertrauen Sie auf unsere Erfahrung.
■ Wichtig ist die Verwendung des richtigen Strahlmittels für den richtigen Zweck.
Wir bieten Ihnen die Bearbeitung mit folgenden Strahlmitteln: Schmelzkammergranulat, Korund, Granatsand, Glasbruch, Glasperlen, Keramikkugeln, Stahlkies, Stahlkugeln, Edelstahlkugeln, Drahtschnitt, Nussschalen, Obstkernschalen, Kunststoffstrahlmittel, Natriumbicarbonat etc.
Der Rauheitswert
Beim Sandstrahlen, egal ob mit runden oder kantigen Strahlmitteln, ist häufig der Rauheitswert für die weitere Bearbeitung entscheidend. Der Rauheitswert ergibt sich aus der Energie und der Härte des auftreffenden Strahlmittels, genauso wie aus der Härte des Strahlgutes, also des zu strahlenden Bauteils. Ein Strahlmittelkorn definierter Härte dringt in ein weicheres Bauteil tiefer ein als in ein hartes und erzeugt in beiden einen unterschiedlichen Rauheitswert. Wir können Rauheitsmessungen nach aktuellen Normen durchführen und dabei Rauheitswerte unter anderem in Ra, Rz, Rmax und Rt messen und dokumentieren. Unsere Geräte werden regelmäßig von einem DKD zertifizierten Betrieb überprüft.
Protokoll einer Rauheitsmessung am Beispiel eines Raunormals mit Darstellung der Ergebniswerte und des Rauheitsprofils. Gemessen wurde mit unserem mobilen Hommel-Etamic-W5 Rauheitsmessgerät.