Dekoratives Strahlen oder Veredelungsstrahlen
Dekoratives Strahlen oder Veredelungsstrahlen bedeutet in der Regel, dass die Werkstückoberfläche, also die Oberfläche des Strahlgutes, nach dem Strahlen nicht mehr oder nicht mehr wesentlich weiter bearbeitet wird. Die Bauteile erreichen durch dieses Verfahren hinsichtlich Ihrer Optik und Haptik das perfekte Finish. Veredelungsstrahlen wertet die Bauteile auf. Eine dekorative, edle Oberfläche lässt sich mit verschiedenen Strahlmitteln und durch unterschiedliche Verfahren erzielen. Sie kann genauso durch Aufrauen wie durch Glätten entstehen. Dazu können sowohl kugelige, als auch kantige Strahlmittel zur Anwendung kommen.
Die Sauberkeit des Strahlmittels entscheidet
Strahlmittel, welche theoretisch kugelig sind, haben in der Praxis kantige oder unrunde Anteile. Diese Anteile sind entweder bereits im neuen Strahlmittel enthalten, oder sie entstehen durch den Gebrauch. Kugeliges Strahlmittel zerbricht beim Aufschlagen auf das Bauteil in kantige Fraktionen, oder nimmt kantige Anteile in Form von Graten oder Spänen am Bauteil auf. Eine Strahlmittelaufbereitung mit Windsichtung kann diese Anteile oft nicht vollständig entfernen. Die verbleibenden kantigen oder unrunden Anteile haben Einfluss auf das Erscheinungsbild einer Oberfläche.
■ Als kugelige Strahlmittel eignen sich für die Verwendung zum dekorativen Strahlen besonders Glasperlen, Keramikkugeln und Edelstahlkugeln. Als kantige Strahlmittel kommen Glasbruch, Siliziumkarbid oder Edelkorund zum Einsatz.
Beispiele für den Einsatz kugeliger Strahlmittel
Schmuck, Uhrenteile- und Brillengestelle aus Titan oder Edelstahl beispielsweise, bekommen mit Keramikkugeln oder Glasperlen einen ansprechenden seidenmatten Look. Spuren von einer mechanischen Bearbeitung, wie Kontaktstellen vom Biegen oder Umformen, Schleifriefen, Grate oder Kratzer werden dabei entfernt. Die Bauteiloberfläche wird homogen. Aluminiumteile werden häufig vor dem Eloxieren mit Glasperlen gestrahlt. Aluminium-Gussteile z.B. aus der Möbel- oder Automobilindustrie oder Edelstahlteile werden durch die Bearbeitung mit Edelstahlkugeln gleichmäßig und hell. Je runder die Kugel oder je höher der kugelige Anteil im verwendeten Strahlmittel, desto silbriger / metallischer ist der entstehende Glanz.
Beispiele für dekoratives Strahlen mit kantigen Strahlmitteln
Oberflächen, die mit kantigen Strahlmitteln bearbeitet wurden, wirken eher stumpf oder matt. Muster, matte Stellen oder Schriften lassen sich mit feinem Korund in Trinkgläser, Spiegel, Pokale, in Stein oder Marmor einbringen (gravieren). Auch Fotos lassen sich mit Siliziumkarbid auf Glasscheiben übertragen. Selbst eine Skulptur aus Cortenstahl mit rostiger Oberfläche kann dekorativ wirken. Auch das Strahlen von Teilbereichen kann optisch sehr ansprechen.
Dekoratives Strahlen mit Glasperlen zeigt deutlich die unterschiedlichen Farben der Metalle Messing und Kupfer am Beispiel eines alten Taucherhelmes. Bei diesem Taucherhelm wurde mit kugeligem Strahlmittel gearbeitet. Die kugelige Form des Strahlmittels bewirkt Millionen mikroskopisch kleiner, kalottenartiger Einschläge im Bauteil und damit ein besonders diffuses Reflexionsverhalten für einfallendes Licht. Diese Form der Reflexion erinnert an poliertes Metall. Den Glanzgrad nennt man auch seidenglänzend.
Die Grenzen zwischen den einzelnen Zielen der Maßnahme können fließend sein. So ist eine reinigende Maßnahme unter Umständen auch dekorativ oder eine dekorative Maßnahme reinigend. Dekorstrahlen kann sich auch mit Teilbereichen des Glasperlstrahlens oder des Edelstahlkugelstrahlens überschneiden.