Sandstrahlen von verchromten Teilen
Häufig fragen Kunden nach dem Sandstrahlen von verchromten Bauteilen wie Stoßstangen, Felgen, Sturzbügeln oder Motordeckeln.
Nickel, Glanzchrom oder Hartchrom?
Zunächst ist zu prüfen, ob es sich bei der vermeintlichen Chromschicht nicht in Wahrheit um eine Nickelschicht handelt. Chrom- und Nickelschichten sind für den Laien nur schwer auseinanderzuhalten. Tendenziell ist der Nickelglanz ein wenig gelblicher, der Chromglanz dagegen eher bläulich. Diesen Unterschied erkennt man aber nur dann, wenn man ein vernickeltes und ein verchromtes Bauteil direkt nebeneinander betrachtet. Das Entfernen von Nickelschichten durch Sandstrahlen ist in der Regel unproblematisch.
Glanzchrom und Hartchrom unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Schichtstärke
Glanzchromschichten sind meist nur 1 bis 5 µm dick. Sie lassen sich am besten mit verdünnter Salzsäure entfernen. Unter Glanzchromschichten ist üblicherweise eine Nickelschicht, darunter eine Kupferschicht. Die Nickelschicht hat eine Härte von ca. 400 Vickers, die Kupferschicht ist deutlich weicher. Hartchrom wird meistens ohne Zwischenschichten deutlich dicker direkt auf den Grundwerkstoff aufgebracht. Ausnahmen bilden hier Chromkombinationsschichten (Nickelchrom).
Sandstrahlen von Chrom- oder Nickelschichten
Während sich Nickelschichten mit ihrer vergleichsweise geringen Härte von ca. 400 Vickers noch durch Sandstrahlen vernünftig entfernen lassen, wird beim Entfernen von Chromschichten fast immer der Grundwerkstoff mit beschädigt. Chrom ist mit einer Härte von 900 bis 1200 Vickers eine verhältnismäßig harte Schicht. In den meisten Fällen ist diese härter als der Grundwerkstoff des Bauteils. Das ist zumindest bei dekorativen Bauteilen wie verchromten Stoßstangen, Motordeckeln, Sturzbügeln oder Felgen der Fall.
Wann wird der Grundwerkstoff geschädigt?
Gute Chromschichten haben eine starke Haftung am meist weicheren Bauteil. Allerdings ist diese Haftung nicht an allen Stellen gleich. Strahlt man mit einem harten Strahlmittel gegen die Chromschicht, so dringt das Strahlmittel in diese ein und es entstehen in der Chromschicht Druckeigenspannungen. Die Chromschicht wird plastisch verformt und will sich entlang der Oberfläche des Bauteils ausdehnen.
Das ist aber nur sehr begrenzt möglich, da sich das Bauteil nicht mit ausdehnt. Irgendwann ist eine Ausdehnung entlang der Fläche nicht weiter möglich. An den Stellen mit der schwächsten Haftung fängt die Chromschicht jetzt an, sich vom Bauteil abzulösen und dehnt sich in die dritte Dimension aus. Die Schicht wird rissig. Das sieht jetzt ein bisschen so aus, wie ausgetrockneter Boden im Sommer. Als nächstes lösen sich kleinere Flächen der Chromschicht ab. Darunter liegt jetzt der Grundwerkstoff frei.
Hier beginnt das Problem
Der weiche Grundwerkstoff liegt an dieser Stelle frei und ist dem Strahlmittel ausgesetzt. Während um die Stelle mit der abgeplatzten Chromschicht herum das Bauteil noch von einer intakten Chromschicht bedeckt ist, wird unter der abgeplatzten Stelle schon Grundwerkstoff abgetragen. Ähnlich verhält es sich, wenn die Chromschicht durch Roststellen geschädigt ist. Je weicher der Grundwerkstoff ist, desto stärker wird er beim Strahlen abgetragen.
Empfehlenswert ist immer das elektrolytische Entchromen
Beim elektrolytischen Entchromen in alkalischen Bädern findet keinerlei Beeinträchtigung des Grundwerkstoffes statt, während das Ergebnis beim Strahlen von verchromten Flächen unerwartet ausfallen kann!